Hühner als Lehrer

Erst clicken - dann bewegen!

 

 

Steh still!

Atmen nicht vergessen!

Ich seh von hinten, wann Du clickst, dann sieht das Huhn das von vorne erst recht!

Beug Dich nicht über den Tisch!

Entspann Dich!

Lächle!

JETZT - zu spääääät!

Nicht schwanken!

Steh gerade!

Schulter runter!

So oder so ähnlich lauten die Kommentare beim zweiten HühnerClicker-Modul. Was sich zunächst doch etwas verrückt anhört, entpuppt sich als große Herausforderung. Spätestens, wenn das Huhn, das eigentlich ein Oval um die Pylonen laufen soll, hartnäckig vor dem Trainer steht und darauf wartet, dafür belohnt zu werden, merkt man, dass es gar nicht so einfach ist, ein Huhn im richtigen Moment zu belohnen. Denn selbst ein Bordercollie ist langsamer als ein Huhn.

 

Bewegungslos stehen, im richtigen Moment clicken und dann das Futter möglichst schnell präsentieren und wieder weg damit ist die große Herausforderung. Clickt man zu spät und das Huhn steht schon wieder anstatt gerade einen Schritt zu laufen, hat man ratz fatz ein stehendes Huhn. Ist man zu langsam beim Futter zurücknehmen, verfolgt das Huhn das Futter und steht zunächst erst mal vor dem Trainer herum, denn es weiß ja jetzt, wo das Futter sich befindet.

Je zwei Trainerinnen arbeiten zusammen. Jede hat immer 10 Minuten Zeit mit ihren beiden Hühnern zu arbeiten und sich entsprechende Notizen im abends vorher angefertigten Trainingsplan zu machen und diesen bei Bedarf wieder abzuändern. Wer gerade nicht "dran" ist, hat die Aufgabe, das Training zu beobachten, Hinweise zu geben, wenn sich die Trainierende bewegt oder einen anderen Fehler macht und natürlich zu assistieren.

 

Nach 10 Minuten kommt dann von Viviane - unserer "Obertrainerin" - der Ruf: "TRAINERWECHSEL" und die Rollen werden getauscht.

 

Es ist genauso anstrengend, den Trainierenden zu beobachten wie selber zu trainieren und so sind wir immer froh, wenn es in die Pause geht.

Und dann ist da ja noch das große Ziel! Man kann nämlich bronzene, silberne und goldene Eier verdienen.

 

Die beiden Hühner haben verschiedene Aufgaben. Um das bronzene Ei zu erhalten, muss Huhn 1 zweimal eine Acht um zwei Blumentöpfe laufen und Huhn 2 zweimal ein Oval um zwei Pylonen ohne zwischendurch bestätigt zu werden. Zum Glück nicht gleichzeitig. :-) Die Trainerin darf sich während dieser Zeit nicht bewegen, sondern muss bewegungslos am Kopfende des Tisches stehen. Diese Aufgaben haben alle irgendwann gemeistert.

 

Um das silberne Ei zu erhalten, musste man die gleiche Aufgabe trainieren, aber die Pylonen bzw. Blumentöpfe mußten am Ende 1,50 m auseinanderstehen. Mit anderen Worten: Das Huhn muss sich 1,50 m von seiner Trainerin weg bewegen. Gar nicht so einfach, da man ja so lange Arme nicht hat und das Kopfende des Tisches nicht verlassen durfte. Aber auch hier gab es noch einige Erfolge.

 

Das goldene Ei schaffte überhaupt nur ein Huhn. Um es zu verdienen, musste das Huhn, das bisher gelernt hatte, ein Oval um die Pylonen zu laufen jetzt lernen, die 8 um die Blumentöpfe zu laufen und dies vollautomatisch zu tun, je nachdem, was gerade auf dem Tisch stand. Das goldene Ei gab es aber erst dann, wenn das Huhn insgesamt 6 Runden OHNE Bewegung und/oder Bestätigung der Trainierin lief mit zweimaligem Wechsel zwischen Pylonen und Blumentöpfen.

 

Also nochmal zum mitdenken: Auf dem Tisch stehen 2 Pylonen, das Huhn läuft los und läuft 2 Ovale um die Pylonen, dann stülpt eine Hilfsperson Blumentöpfe über die Pylonen und das Huhn läuft daraufhin von selbst 2 Achten um die Blumentöpfe, dann nimmt die Hilfsperson die Blumentöpfe wieder weg und das Huhn läuft wieder Ovale um die Pylonen.

 

Herzlichen Glückwunsch an Bine, die als Einzige diese Aufgabe mit ihrem Huhn gemeistert hat.

 

Wer Lust hat, kann das ja gerne mal mit seinem Hund trainieren. :-) Aber Achtung! Ihr müßt immer schön hinter der Linie (Kopfende des Tisches) bleiben!!!!

 

Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an Viviane Theby, die uns diese tolle Erfahrung ermöglicht.

Ach ja - die Presse war auch da. Hier ein Video und ein Artikel.

26. September 2012, 05:30

Hühner bringen Tiertrainern neue Kniffe bei

Von Birgit Reichert, dpa Wittlich (dpa) - Huhn Marta läuft auf dem Tisch. Erst im Oval um zwei Pylone. Dann in einer Acht um zwei umgedrehte Blumentöpfe. Bei jeder richtigen Drehung drückt Tiertrainerin Sabine Schweiger auf ihr Klicker-Gerät: Es macht «Klick» - und sie gibt ein paar Körner zur Belohnung. So lernt das Federvieh, Schritt für Schritt. Vorausgesetzt die Körner kommen schnell genug zum Huhn. «Man muss ganz genau beobachten und den richtigen Moment treffen», sagt die Hunde- und Pferdetrainerin aus Nürnberg. Mit sechs anderen Tiertrainern besucht sie ein Hühnerseminar in der Tierakademie Scheuerhof in Wittlich.

«Die Hühner sind perfekte Lehrer für gutes Timing, gute Beobachtungsgabe und schnelle Entscheidungen», sagt Akademieleiterin Viviane Theby. Das Handwerkszeug, das man sich im Hühnerkurs aneigne, könne man danach bei jeder Tierart anwenden. «Damit kann man einem Hund sogar das Staubsaugen beibringen», sagt die 46-jährige Tierärztin. Kein Anschreien, keine Form der Gewalt seien nötig, um ein Tier zu trainieren. Über die positive Verstärkung erreiche man beim Tier nicht nur ein zuverlässiges Verhalten, «sondern auch eine ganz super Beziehung zum Tier».

Mit dem Wissen aus dem Hühnerseminar könne man beim Hund alles trainieren, bestätigt Hundetrainerin Jeanette Glatter (40) aus Hetlingen in Schleswig-Holstein. Sie bringe gerne Tricks bei - vom «Diener» bis zur Acht durch die Beine. Trainerin Schweiger (40) sagt, sie komme mit dem Hühner-ABC bei Pferden und Hunden schneller zum Erfolg. Und zwar ohne Stress. Hundetrainerin Wibke Hagemann (35) aus Emsdetten in Westfalen betont: «Man bekommt mit dieser Trainingsmethode Zuverlässigkeit im Verhalten.»

Insgesamt fünf Trainingseinheiten durchlaufen die Schüler bei den Hühnern. Sie dauern jeweils mehrere Tage. Dabei geht es nicht um die Aufgaben für die Hühner, sondern darum, was der Menschen dabei lerne. «Die Trainer stoßen hier an ihre Grenzen», sagt Theby, die in ihrer Akademie unter anderem den Hundesport «Dogdancing» anbietet. So fließen Freudentränen bei einer Trainerin, als ein Huhn wie gewünscht um die Kegel läuft.

«Den Hühnern macht das Training auch richtig Spaß», sagt Theby. «Wenn sie keine Lust hätten, wären sie sofort weg vom Tisch.» Immer zwei Trainer üben zusammen - abwechselnd mit zwei Hühnern. Insgesamt hat jeder zehn Minuten für den Hütchenparcours - wobei immer nach einer Minute gestoppt wird. «Zeit ist eine wichtige Ressource. Gute Trainer trainieren schnell», sagt die Teilnehmerin Petra Maus, die sonst in Berlin Hunde ausbildet.

Insgesamt 45 Hühner, elf Katzen, zehn Pferde und ein Hund leben auf dem Scheuerhof. Theby hat ihr Wissen in den USA bei Tiertrainer Bob Bailey in «Chicken Camps» gelernt. Er habe mehr als 200 Arten trainiert - und festgestellt, dass die Hühner am besten geeignet seien, sagt Theby. Bei Kursen habe die Ärztin schnell gemerkt, wie die Hühner ihr Grenzen, aber auch Horizonte eröffneten.

Seit 2005/2006 bietet Theby in Wittlich etwa einmal im Monat einen Kurs an. Vom Programm her seien ihre Hühnerseminare bundesweit einmalig, sagen die Teilnehmer.

Warum sind denn Hühner so prima Lehrer? Sie seien eben wahnsinnig schnell und vom Verhalten her einfach. Außerdem pickten sie den ganzen Tag, so dass man sie viel belohnen könne, sagt Theby. Und: «Hühner sind gar nicht dumm, sondern ganz schön clever. Wer einmal im Seminar war, wird nie mehr "du dummes Huhn" sagen», meint die Tierärztin, die einem Huhn schon mal den Anfang von «Alle meine Entchen» auf dem Xylofon beigebracht hat.


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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas Laggner (Samstag, 29 September 2012 09:31)

    Ich finde das ist eine ganz tolle Trainings-Idee!

Aktuelles, Berichte und Kalender findet Ihr in Zukunft hier.

Besucht mich auf meiner Online-Akademie.

Mi

16

Okt

2013

Welpenerziehung

Auf meiner Seite welpenerziehung24.de findest du hilfreiche Tipps für den Alltag mit deinem Welpen.

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